Die häufigsten Ängste bei Hunden

Wissen

von Julia Hanke - 24.10.2018

Mit Angst beim Hund umgehen

Hunde haben sehr scharfe Sinne, insbesondere riechen und hören sie deutlich besser als der Mensch. Diese Fähigkeiten helfen ihnen beim Überleben. Sie machen sie allerdings auch sehr sensibel ihrer Umwelt gegenüber, was gewisse Unsicherheiten und Ängste auslösen kann. Ängste bei Hunden können genetisch bedingt sein, es gibt ängstlichere Rassen als andere. Sie können aber auch das Resultat einer falschen oder fehlenden Sozialisierung und natürlich vorangegangener (negativer) Erfahrungen sein. Die nachfolgenden Ängste gehören zu den verbreitetsten Ängsten bei Hunden, die meist einen starken Effekt auf einen oder mehreren ihrer Sinne haben.

Hieß es früher noch, tröstendes, liebevolles Verhalten dem Hund gegenüber in einer solchen Angst-Situation würde seine Angst noch verstärken, widerspricht der Großteil der Tierärzte und Psychologen dem heute. Sie sagen, dass tröstendes Verhalten die Angst nicht verstärken könne und man alles Nötige tun sollte, um dem Hund zu helfen, ihn zu trösten und ihm Sicherheit zu geben.

1. Angst vor Feuerwerk

Die meisten Hunde fürchten sich bei Feuerwerk. Das ist der häufigste Auslöser für eine Angst bei Hunden. Manche Hunde geraten in panikähnliche Zustände. Sie fürchten sich vor den lauten Geräuschen, visuellen Effekten aber auch dem speziellen Geruch eines Feuerwerks. Zudem scheinen einige Rassen anfälliger für laute Geräusche zu sein, als andere. Es kann dann helfen, mit dem Hund in eine ruhigen, abgedunkelten Raum zu gehen, in dem er von den Geräuschen und Lichteffekten abgeschirmt ist. Man kann ihm auch eine „Höhle“ aus Kissen und Decken bauen. Hintergrundmusik oder ein gewohntes Geräusch wie der laufende Fernseher können ebenfalls unterstützen, von der durch das Feuerwerk verursachten Geräuschkulisse abzulenken.

Angst Hund Feuerwerk

2. Angst bei Gewitter

Hunde hören mindestens doppelt, wohl eher dreimal so gut wie der Mensch. Da wundert es nicht, dass ihnen lautes Donnern bei Gewitter Angst einjagt. Auch die grellen Lichtblitze und die statisch aufgeladene Luft können eine Angstreaktion beim Hund hervorrufen. Sie spüren die elektrische Ladung wie ein Kribbeln im gesamten Fell. Deshalb flüchten sie oft in Keller oder Badewannen, wo es tendenziell weniger elektrische Ladung gibt. Es kann helfen, den Hund mit einem Trocknertuch abzureiben. Diese minimieren statische Aufladung. Dann aber ein geruchsneutrales Produkt verwenden, um den Hund keinen schädlichen Chemikalien auszusetzen. Außerdem kann man den Hund bei Gewitter beruhigen und die Angst mildern.

Hund Angst vor Gewitter

3. Angst beim Autofahren

Die Tatsache, dass Autos auf Hunde groß und laut wirken und sich viel zu schnell bewegen, kann Ängste beim Hund auslösen. Daher gehört das Autofahren auch zur Grundausbildung eines Welpen. Denn damit Ängste erst gar nicht entstehen, sollte man den Welpen schon frühzeitig ans Autofahren gewöhnen. Es wird dann zur Normalität für den Hund. Daneben können Hunde beim Autofahren aber auch an der Reisekrankheit leiden, die mit Unwohlsein und oft auch Erbrechen verbunden ist. Klar, steigen sie dann nicht gerne ins Auto ein. Während die reine Angst durch gezieltes Training in den Griff bekommen werden kann, muss die Reisekrankheit oft medikamentös behandelt werden. In jedem Fall hilft es, den Hund in einer vorwärts gerichteten Position im Auto zu halten, damit die Szenerie nicht rückwärts an ihm vorbeirauscht, was auch beim Menschen Übelkeit auslösen kann. Zudem sollte der Hund ein paar Stunden vor der Autofahrt nichts mehr zu fressen bekommen. Auch das kann helfen, die Übelkeit und das Erbrechen zu mildern.

Hund Angst vor Autos

4. Angst vor dem Tierarzt

Die meisten Hunde haben Angst vor dem Tierarzt. Neben der Tatsache, dass es auch für Hunde unangenehm ist, eine Spritze zu bekommen oder die Behandlung z.B. eines verstauchten Beines oder einer eingerissenen, entzündeten Kralle schmerzhaft sein kann, ist so ein Tierarztbesuch für die meisten Hunde auch eine sensorische Überbeanspruchung. Neben der Vielzahl fremder Gerüche, Geräusche und visueller Effekte spüren sie auch Angst und Schmerz der anderen Tiere und ggf. auch die Trauer der Menschen, wenn diese beispielsweise eine schlechte Nachricht vom Tierarzt bekommen. Hier kann es helfen, mit dem Welpen einige Tierarztbesuche ohne medizinische Behandlung zu absolvieren. Wenn diese Besuche angekündigt werden und das Praxisteam entsprechend vorbereitet ist, den Hund also mit Spiel, Streicheleinheiten und seinen Lieblingsleckerlis empfangen, wird der erste notwendige „echte“ Tierarztbesuch sicher nicht so angsteinflößend sein.

Angst Hund vor Tierarzt

5. Angst vor dem Alleine sein /bzw.Trennungsangst

Der Tod des Vorbesitzers, Verlassenwerden, Umzug in ein neues Zuhause oder auch andere drastische Veränderungen im normalen Tagesablauf eines Hundes können eine Trennungsangst auslösen. Zudem scheinen einige Hunderassen wie Border Collie, Shelties und auch Deutsche Schäferhunde prädestiniert zu sein, eine solche Angst oder Phobie zu entwickeln. Grundsätzlich kann aber jeder Hund betroffen sein. Auch hier kann ein Training optimal bereits im Welpenalter helfen, den Hund ans Alleinsein zu gewöhnen. Dabei wird der Hund zunächst nur für ein paar Minuten und in immer länger werdenden Intervallen allein gelassen, damit er lernen kann, dass seine Menschen immer wieder zu ihm zurückkehren und er in Folge keine Ängste entwickelt. Es kann auch bei der Überwindung des Trennungsschmerzes unterstützen, dem Hund etwas nach seinem Menschen vertraut riechendes wie z.B. ein getragenes T-Shirt zu lassen.

Hund Angst alleine bleiben

6. Angst vor dem Hundesalon

Ähnlich wie bei der Angst vor dem Tierarzt kommen hier einige Faktoren zusammen, die ein Unwohlsein beim Hund und in manchen Fällen eine Phobie auslösen können. Manche Hunde mögen Wasser einfach nicht und können daher einem Bad oder einer Dusche schlicht nichts abgewinnen. Auch hier spüren und riechen Hunde das Unwohlsein oder die Angst anderer Hunde. Die Geräusche eines Haarschneiders oder Haartrimmers sind eher ungewohnt und werden daher oft als unangenehm empfunden. Zudem mögen es viele Hund nicht, auf dem Frisiertisch fixiert zu sein. Verlassen Herrchen oder Frauchen den Salon für die Zeit der Pflege, kann eine klassische Trennungsangst die Aufregung beim Hund noch verstärken. Alleinsein in einer ungewohnten Umgebung kann bei einigen Hunden sogar Angstzustände auslösen. Wenn also möglich, sollte die Ursache für die Angst im Hundesalon ausfindig gemacht und entsprechend mit ihr umgegangen werden. In vielen Salons dürfen Frauchen und Herrchen während der Pflege anwesend sein. Wenn es nicht unbedingt sein muss, kann auf Föhnen verzichtet werden. Auch den Hundesalon kann man dem Hund durch Besuche ohne eine Anwendung, dafür aber mit den Lieblingssnacks des Hundes etwas schmackhafter machen. Und generell gilt: selber Ruhe bewahren und dem Hund dadurch signalisieren, dass alles in Ordnung ist.

Hund Angst im Hundesalon

7. Angst vor anderen Hunden

Diese Angst zu vermeiden hängt extrem mit der Sozialisierung des Hundes ab. Werden Welpen zu früh von ihrer Mutter und ggf. den Geschwistern getrennt, fehlen ihnen wichtige Erfahrungen mit Artgenossen. Angst oder Aggression erlebt bei anderen Hunden können ebenfalls ein Trauma auslösen. Oft reicht schon eine einzige negative Erfahrung mit einem anderen Hund aus, um eine Angst vor Artgenossen zu entwickeln. Der Umgang mit einer Angst vor anderen Hunden bzw. die Überwindung dieser Angst kann sich sehr schwierig gestalten. Einige Hundebesitzer werden über-beschützend und nehmen den Hund immer wieder aus vermeintlich gefährlichen Situationen mit anderen Hunden heraus. Sie heben ihn hoch oder ziehen an der Leine, wenn sich andere Hunde nähern. So kann der Hund in Folge keine positiven Erfahrungen sammeln. Im Gegenteil wird seine Angst noch verstärkt, denn seine Menschen signalisieren ihm durch ihr eigenes Verhalten, dass Gefahr droht. Am besten wird es hier sein, professionelle Hilfe durch einen versierten Hundetrainer oder eine Hundeschule in Anspruch zu nehmen.

Hund Angst vor anderen Hunden

8. Angst vor unbekannten Objekten

Hunde reagieren oft ängstlich auf unbekannte Dinge oder solche, die laute Geräusche machen oder sich ungewohnt bewegen. Verbreitet sind die Angst vor dem Staubsauger, schreienden, rennenden Kindern, Ballons oder auch vor Regenschirmen. Aus diesem Grund raten viele Hundetrainer, bereits den Welpen an ganz unterschiedliche Situationen heranzuführen und verschiedenen Reizen auszusetzen, damit er später keine Ängste davor entwickelt. In der Hundeschule werden verschiedene Dinge trainiert, oft auch das Öffnen eines Regenschirmes. Von Anfang an sollte der Welpe trainiert werden, mit dem Auto oder mit dem Bus zu fahren. Auch ein Ausflug ins Einkaufszentrum kann nicht schaden, weil dort viele fremde Gerüche, Menschen, darunter Kinder sind und der Welpe den Umgang mit solchen Situationen lernt.