Wenn man einen Hund in die Familie aufnimmt, dann macht man sich noch keine tiefgründigen Gedanken über die Endlichkeit dieser Beziehung. Manche Hunderassen begleiten den Menschen 15, 17, in seltenen Fällen 20 Jahre, andere Hunde werden rassebedingt nur wenige Jahre alt. Das ist den meisten zwar bewusst, wird aber erst schmerzlich realisiert, wenn es so weit ist. Denn schleichend wird der Hund älter. Aus dem einst tobenden und verspielten Junghund wird ein energiegeladener Adult und im Laufe der Zeit ein gesetzter Hundesenior. Neben möglichen auftretenden Krankheiten und den oft damit verbundenen Schmerzen schwinden langsam Energie und Lebensfreude des Hundes. Und die Frage rückt ins Bewusstsein, wann es Zeit ist, den Hund gehen zu lassen.
Dabei sollte man sich, so schwer es auch fällt, nicht von den eigenen Bedürfnissen und Emotionen leiten lassen, sondern rein danach entscheiden, was das Beste für den Hund ist.
In freier Wildbahn ziehen sich Wölfe in der Regel zum Sterben zurück, sie verlassen das Rudel bzw. werden zurückgelassen. Auch die meisten Hunde fangen an, sich zurückzuziehen, nehmen nicht mehr allzu aktiv am Familienleben teil, verweigern womöglich Futter und Wasser. Sie kommunizieren damit, dass es Zeit ist, für sie zu gehen. Als Mensch sollte man seinem Hund jetzt Sicherheit, Halt und Stabilität geben. Er soll wahrnehmen, dass es in Ordnung ist, wenn er jetzt geht. Seine Trauer und unendliche Qual sollte man den Hund nicht spüren lassen, auch wenn es sehr schwerfällt. Er könnte sonst Angst, Unruhe und Verunsicherung empfinden. Denn für ihn ist es ein naturgemäßes Abschiedsritual. Nehmen auch Sie sich die Zeit, Abschied zu nehmen.
Es gibt hier leider keine allgemeine Checkliste, die es abzuarbeiten gilt. Wenn der Hund ein gewisses Alter erreicht hat, keine Lebensfreude und Energie mehr besitzt, Schmerzen leidet, sich nicht mehr wie gewohnt bewegen kann, nicht mehr frisst, dann können das Anzeichen sein, dass es für ihn eine Erlösung wäre, zu gehen. Man sollte den Hund nicht unnötig lange leiden lassen. Vor allem muss hier die Tatsache berücksichtigt werden, dass sich Hunde naturgemäß erst sehr spät Schmerzen anmerken lassen. Ist es so weit, dann hat er oft schon einen längeren Leidensweg hinter sich.
Naturgemäß wird es jedem liebenden Hundebesitzer widerstreben, die Entscheidung zu treffen, den Hund einschläfern zu lassen. Und das ist auch gut so. Es wäre auch kein Argument, einen alten oder kranken Hund einschläfern zu lassen, nur weil es größere Umstände bereitet, ihn zu pflegen. Niemand soll einen Hund mitten aus dem Leben reißen. Und auch Hunde mit Handicap können noch ein ausgefülltes Leben haben. Daher ist es eine gute Sache, den Tierarzt des Vertrauens bei dieser Entscheidung hinzuzuziehen und ihn mit seiner Erfahrung um seine Einschätzung zu bitten.
Wenn es das Beste für den Hund ist, ihn zu erlösen, treffen Sie entsprechende Vorbereitungen. Der Hund sollte nicht unnötigem Stress und Aufregung, beispielsweise durch lange Wartezeiten in der Tierarztpraxis, ausgesetzt sein. Besprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob er einen Hausbesuch machen und Ihren Hund in gewohnter Umgebung einschläfern kann. Klären Sie außerdem, was mit dem Leichnam geschieht. Soll der Hund beerdigt werden, soll sich der Tierarzt kümmern – es gibt verschiedene Optionen, die aber im Vorfeld geregelt werden müssen.
Der Fachausdruck für das Einschläfern lautet Euthanasie. Tiere werden mit einer überdosierten Narkose (Narkotikum, Barbiturat) eingeschläfert. Ihr Liebling liegt also in tiefer Narkose, bevor die Wirkung der Überdosis und als Ergebnis der Tod eintreten. Bei einer fachgerecht durchgeführten Euthanasie spürt der Hund das Eintreten des Todes nicht, er hat keine Schmerzen. Der Hund hört auf zu atmen, das Herz hört auf zu schlagen. Je nachdem wird vor der eigentlichen Euthanasie zunächst ein Beruhigungsmittel in den Muskel des Tieres gespritzt, das es einschlafen lässt. Erst dann wird das Narkosemittel in die Blutbahn gespritzt. In manchen Fällen kann es dazu kommen, dass beim Eintreten des Todes Muskeln zucken oder der Hund sich entleert. Dies passiert jedoch mechanisch und wird nicht mehr bewusst vom Hund gesteuert. In dieser Phase spürt der Hund nichts mehr.
Egal, wie erlösend der Tod für den geliebten Hund war, er reißt ein großes Loch in das Leben und den Alltag seiner Menschen. Doch all die schönen Erinnerungen an den geliebten Hund, wenn er einem um die Beine strich; treuer Begleiter in allen Lebenslagen war; mal wieder irgendeinen Unsinn machte; freudig bellte, wenn seine Menschen nach Hause kamen, die bleiben, spenden vielleicht ein klein wenig Trost. Jeder geht anders mit seiner Trauer um und verarbeitet unterschiedlich. Manchen hilft es, mit Menschen, die bereits Ähnliches erlebt haben, zu reden. Andere ziehen sich lieber erst einmal zurück. Einige nehmen schnell wieder einen Hund zu sich, andere erst nach Jahren oder gar nicht mehr. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Aber die Gewissheit, dass Sie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben.
In liebevoller Erinnerung an Barnie.
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