Der Tastsinn des Hundes

Hunde verarbeiten Sinnesinformationen, wie alle Säugetiere, indem diese an das Gehirn weitergeleitet werden und dort eine hormonelle oder körperliche Reaktion hervorrufen. Den Tastsinn erwirbt der Hund als ersten seiner Sinne, wobei dieser weitaus besser ausgeprägt ist als der des Menschen.

Der Tastsinn des Hundes ist besonders für die soziale und emotionale Bindung sehr wichtig. Über Berührungen werden Beziehungen zu Artgenossen, dem Menschen oder anderen Tierarten aufgebaut. Schon vor dem öffnen seiner Augen erkennt ein Welpe mithilfe des Tast- und später auch Geruchssinnes, wer zu seiner engsten Familie gehört.

Die haptische Wahrnehmung findet vor allem über die Haut mit Hilfe der Tasthaare – den sogenannten Vibrissen – statt. Es ist anzunehmen, dass die Vibrissen der wichtigste Teil des Tastsinnes sind, da ca. 40% des für den Tastsinn zuständigen Gehirnabschnittes für das Gesicht verantwortlich sind. Gerät ein Tasthaar in Bewegung, führt dies zu Wellen im sogenannten Blutsinus – das ist eine blutgefüllte Kapsel in der Haarwurzel der Vibrisse. Diese Wellen wiederum rufen eine Stimulation der Nervenendapparate hervor. Über die Nervenbahnen werden dann die Informationen an das Gehirn weitergegeben.

Die Vibrissen dienen dem Hund als Frühwarnsystem zum Schutz vor Augenverletzungen und Kollisionen mit Gegenständen. Die Bewegung von Luftwirbeln, die im Vorbeigehen entstehen, reicht aus, um ein Hindernis zu erkennen. Diese sensible Art der Umweltwahrnehmung ermöglicht es auch blinden Hunden, sich in unbekanntem Terrain sicher zu bewegen.

Auf dem gesamten Hundekörper sind weitere Haare verteilt, die als Tast-Rezeptoren dienen. Diese nehmen über den Oberflächenkontakt Berührungen auf und übertragen sie auf die Rezeptoren, die den Reiz an die Haarfollikel weitergeben. Die zweite Art der Rezeptoren hat ihre Lokalisation tief unter der Haut und reagieren auf Druck.

Besonders druckempfindlich sind Nase und Lippen, was daran liegt, dass in dieser Region die meisten Sinnesnerven enden. Der Hund besitzt ausschließlich Kältesensoren. Eine Ausnahme ist die Nase, welche als einzige Körperregion Wärmesensoren beinhaltet. Diese sind besonders für Welpen wichtig, um nach der Geburt die Mutter finden zu können. Bei Hitze findet daher eine direkte Übertragung auf die Schmerzrezeptoren statt.

Hunde können, genau wie der Mensch, Schmerz empfinden. Bewiesenermaßen erholen Sie sich nach einer Operation mithilfe von Schmerzmitteln leichter – sie können schneller aufstehen, beginnen früher zu fressen und zu trinken. Evolutionsbedingt verbergen Hunde Schmerzen jedoch häufig, da schwache und kranke Tiere schnell vom Rudelverband ausgeschlossen werden.

Wenn man sich der Wichtigkeit des Tastsinnes seines Hundes bewusst ist, ist es nicht verwunderlich, dass die Tiere durch Berührungen beruhigt werden können. So hat man festgestellt, dass die Atmung regelmäßiger und der Puls langsamer wird, wenn Besitzer ihren verängstigten oder aufgeregten Hund durch das Streicheln beschwichtigen. Auch Belohnungen werden über Berührungen weitaus besser vom Hund aufgenommen, als das verbale Lob.


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